Die Bevölkerung in den drei Oberländer Verwaltungskreisen nimmt zu. Allerdings langsamer als der kantonale und der Schweizer Durchschnitt. Grösster Gewinner ist Gündlischwand, auf der Verliererseite steht die Nachbargemeinde Lütschental.
Erneut wuchs Gündlischwand am stärksten: Ende 2014 zählte die Gemeinde 339 Einwohner. Das sind 25 mehr als ein Jahr zuvor, was einem Wachstum von 8 Prozent entspricht. Dies geht aus der von der Finanzverwaltung des Kantons Bern veröffentlichten Bevölkerungsstatistik hervor. Schon 2013 war Gündlischwand Spitzenreiter im Berner Oberland. Damals mit einer Zunahme von 5 Prozent. Und auch in den Jahren zuvor legte die Ortschaft im Lütschinental stetig zu. In den letzten fünf Jahren betrug das Wachstum insgesamt 21 Prozent.
Gemeindepräsident Peter Brawand führt dies auf die rege Bautätigkeit zurück, wie er gegenüber dieser Zeitung erklärt. «Es wurden mehrere Mehr- und Einfamilienhäuser gebaut.» Das Wachstum stelle die Gemeinde nicht vor Probleme, meint Brawand. «Unsere Infrastruktur − Abwasser, Wasser und Strassen − ist dem gewachsen.» Erfreulich sei, dass die Zunahme Familien mit Kindern umfasse. «Das wirkt sich positiv auf die Schule aus.»
Allerdings dürfte das Wachstum in den nächsten Jahren abbremsen. «Im Moment haben wir keine eigenen Landreserven mehr, die wir einzonen könnten», sagt Brawand.
Nachbar Lütschental steht auf der Verliererseite
Praktisch auf der anderen Seite der Skala steht Gündlischwands unmittelbarer Nachbar Lütschental. Dort schrumpfte die Wohnbevölkerung im Jahr 2014 um 3,8 Prozent auf 226. Nur in Guttannen (−4,7 Prozent) und Hasliberg (−3,8 Prozent) war der Rückgang grösser.
Der Rückgang sei im Gemeinderat ein Thema, erklärt Lütschentals Gemeindepräsident Samuel Teuscher. «Zurzeit können wir aber nicht viel dagegen tun.» Man wolle aber mögliche Massnahmen im Auge behalten. Die abnehmende Einwohnerzahl führt Teuscher auf den beruflich bedingten Wegzug von jungen Lütschentalern zurück. «Ich hoffe, dass sie später wieder in ihre Heimat zurückkommen.»
KWO bauen weniger, das wirkt sich aus
In Guttannen sank die ständige Wohnbevölkerung von 321 auf 306. Die beunruhigt Gemeindepräsident Hans Abplanalp nicht. «Aufgrund der ausgiebigen Bauarbeiten der Kraftwerke Oberhasli (KWO) AG zogen viele Leute temporär nach Guttannen», erklärt er. Dass die KWO ihre Arbeiten nun stark zurückgefahren hätten, wirke sich deshalb direkt auf die Wohnbevölkerung aus. Tatsächlich wohnten Ende 2011 mit genau 300 Personen weniger Menschen in Guttannen als Ende 2014.
Ein Spezialfall in der Statistik ist die Gemeinde Innertkirchen: Diese weist ein Wachstum von 31,3 Prozent aus. Dies allerdings nur, weil sie zu Jahresbeginn mit Gadmen fusionierte. Eigentlich würde das kumulierte Wachstum 2,7 Prozent betragen.
Grosse Schwankungen im östlichen Oberland
Anscheinend sind die Gemeinden des Verwaltungskreises Interlaken-Oberhasli den grössten Schwankungen unterworfen. Krattigen (+2,7 Prozent) als die Gemeinde mit dem grössten Wachstum im Kreis Frutigen-Niedersimmental findet sich noch hinter Niederried (+6,5) und Matten (+2,8) auf dem 5.Rang. Zweisimmen (+0,9) als Spitzenreiter in Obersimmental-Saanen kommt erst an 14.Stelle. Aber auch beim Rückgang belegen Gemeinden aus dem Osten geschlossen die vorderen Plätze. Erst an 7.Stelle kommt Gsteig (−1,6 Prozent) und an 16.Stelle Diemtigen (−0,9).
Das Wachstum in den Oberländer Verwaltungskreisen liegt unter dem kantonalen Durchschnitt von 0,8 Prozent. In Interlaken-Oberhasli nahm die Bevölkerung um 0,6 Prozent, in Niedersimmental-Frutigen um 0,2 und in Obersimmental-Saanen um 0,1 Prozent zu. Im Kreis Thun betrug das Bevölkerungswachstum 0,6 Prozent. Für die gesamte Schweiz betrug das Wachstum 1,2 Prozent.
Saxeten: Wenig Ausländer, viele alte Einwohner
Der Ausländeranteil variiert stark. Gerade in touristisch geprägten Gemeinden ist er hoch. Am höchsten in Interlaken mit 29,5 Prozent, gefolgt von Saanen (26,4) und Lauterbrunnen (25,2.) Den tiefsten Ausländeranteil weisen Saxeten (2,1), Diemtigen (3,5) und Boltigen (3,6) auf.
Saxeten ist mit 96 Einwohnern mit grossem Abstand die kleinste Gemeinde im Oberland und weist den höchsten Anteil (28,1 Prozent) an Einwohnern über 65 Jahren auf. Auf der anderen Seite dieser Skala steht Lütschental mit 15,1 Prozent. Mit 68,1 Prozent verfügt die Gemeinde über den grössten Anteil an der Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 65 Jahren. Der grösste Anteil an Jugendlichen (0 bis 20 Jahre) findet sich in der Gemeinde Habkern (23,8 Prozent).
Die Tabelle gibt Auskunft über die Veränderung der Einwohnerzahl, die Altersstruktur, den Zivilstand und den Ausländeranteil in allen Gemeinden: Tabelle als PDF
Dieser Artikel erschien am 6. November im Berner Oberländer.
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