Es ist in meinem Kalender dick eingeschrieben, im elektronischen Planungssystem der Redaktion klar vermerkt und auf der Liste, die an mehreren Wänden im Büro hängt, eingetragen. Trotzdem habe ich es wieder vergessen: Es ist an mir, den «Kopfsalat» zu schreiben. Was ich ja eigentlich gern mache. Nur macht sich jetzt, wo die Zeit zerrinnt, die Inspiration rar.
Ich wälze also halb ausgegorene Ideen vor mich hin. Durchsuche meine Notizen auf dem Natel, blättere durch Zeitungen und Anzeiger auf der Suche nach Kuriositäten und scrolle mich durch meine Facebook-Timeline. Aber es ergeben sich nur Bruchstücke, nichts Rundes, nichts Ganzes.
So geistert die Idee eines Social-Media-Wörterbuchs in meinem Kopf herum. Mit neuen Wörtern für Situationen, Gefühle oder Tätigkeiten im Alltag auf Facebook, Twitter, Whatsapp und Co. Wie etwa das mulmige Gefühl, das einem nach dem Versenden einer Nachricht beschleicht, ob man nicht so eben einen kompletten Idioten aus sich gemacht hat. Eine Bezeichnung für den Typen im Chat, der die lautesten, emotionalsten Meinungen vertritt, aber keinen blassen Schimmer von der Thematik hat. Oder jenen traurigen, rätselhaften Beitrag, der nur zum Ziel hat, Mitleid zu erheischen. Und natürlich die Unart, jeden Abend der «elektronischen Welt» eine gute Nacht zu wünschen.
Ich habe schon eine ganze Liste zusammen. Noch fehlen mir aber die geeigneten Ausdrücke. Eine schöne Möglichkeit haben die Autoren Douglas Adams und John Lloyd aufgezeigt. In «The Meaning of Liff» (Der Sinn des Labenz) bedienen sie sich bei Ortsnamen. So bezeichnet Uppsala jenen Gegenstand, «über den man nüchtern nie und nimmer gestolpert wäre», und Axalp «jenes Rad eines Einkaufswagens, das den anderen dreien zwar aufs Haar gleicht, den Wagen jedoch vollkommen manöverierunfähig macht». Interlaken bringt es immerhin zu einem Verb und bezeichnet das unruhige Wälzen, weil man im Bett keine bequeme Liegeposition findet.
Aber auch dumme Liedtexte beschäftigen mich. Hier war die Titelmelodie der Fernsehserie «Friends» der Auslöser: «I’ll Be There for You» von den Rembrandts. Gleich die erste Zeile lautet «So no one told you life gonna be this way». Niemand hat dir gesagt, dass das Leben so sein wird. Doch schon in der zweiten Strophe folgt: «Your mother warned you there’d be days like these.» Deine Mutter warnte dich vor solchen Tagen. Was stimmt nun?
Vielleicht werde ich etwas davon einmal verwirklichen oder vielleicht auch nicht.
Dieser Text erschien am 10. März 2017 im Berner Oberländer und im Thuner Tagblatt unter der Rubrik „Kopfsalat“.
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