Verfasst von: mcstrider | September 11, 2012

Schmale Parkplätze oder unseriöse Berichte

Der VW Golf – ist er das Problem?

In zwei Artikel muss der VW Golf als Beispiel für das Breitenwachstum von Autos herhalten. Daraus soll sich ein Parkplatzproblem ergeben.

Im «Der Spiegel» und im «Der Sonntag» erscheinen zwei Artikel über breiter werdende Autos und vermeintlich zu knappe Parkplätze. Journalistisch lassen beide Publikationen zu wünschen übrig.

Zu kleine Parkplätze scheinen ein grosses Problem zu sein. Praktisch zeitgleich erschienen im «Der Spiegel» (Nr 36., 3.9.2012) und im «Der Sonntag» (9.9.2012) zwei Artikel, die sich im Aufbau und Ausrichtung überraschend ähnlich sind. «Der Spiegel» geht im Artikel «Panzer im Parkhaus» besonders perfid vor. Erst kommt ein langer szenischer Einstieg, der im Parkhaus am Hamburger Wahrzeichen St. Michaelis spielt. Die Beifahrerin in einem Toyota Avensis (Breite: 1,81m) hat Mühe auszusteigen, da der Wagen zwischen einem Nissan Patrol (1,84m) und VW Sharan (1,81m) parkiert ist. Bei einer durchschnittlicher Parkplatzbreite von 2,3m in Deutschland (CH gemäss «Der Sonntag» 2,5m) könnte das problematisch sein, auch wenn ich das selbst nicht glaube (als Nicht-Autofahrer – also meist Beifahrer – mit wenig athletischer Figur habe ich meine Aussteig-Erfahrungen gemacht).

In der Folge erläutert Andreas Schuster, Direktor des Instituts für Verkehrssystemtechnik in Zwickau, wie Autos in den letzten Jahren breiter wurden – durchschnittlich 19cm. Allerdings ohne zu erwähnen wie breit die Fahrzeuge im Durchschnitt sind. Und dann muss «des Deutschen Lieblingsauto, der Golf von Volkswagen», herhalten. Schliesslich kommt dieses Jahr – wie passend – der Golf VII auf den Markt. Dieser wird 18,3cm breiter sein als der Golf I von 1974. Aber wie breit verrät Autor Guido Kleinhubbert im ganzen Artikel nicht.

Erst kommt ein kurzer wie beiläufiger Einschub über die SUV. Diese «verschärfen» das Parkproblem, beschönigt «Der Spiegel». Meiner Meinung nach dürften sie das Haupt- wenn nicht gar das einzige Problem sein. Trotzdem sind sie Kleinhubbert nur wenige Zeilen wert.

Es folgt eine Erklärung über die deutschen Garagenverordnungen (jedes Bundesland hat seine eigene) und erst hier gibt es erste Hinweise über die durchschnittliche Breite der Autos. Den diese Verordnungen seien ein Relikt aus den Zeiten des VW Käfer von 1970 und dieser war 1,58m breit. Aber wie breit ist den nun «des Deutschen Lieblingsauto» VW Golf, Kleinhubberts grosses Beispiel für das Breitenwachstum der Personenwagen. «Der Spiegel» verrät es nicht. Zum Glück arbeitet «Der Sonntag» seriöser. Der VW Golf misst 2012 178cm – also kein Problem auf den 2,3m-Parkplätzen in Deutschland und bei den 2,5m in der Schweiz sowieso nicht.

Überhaupt macht Autorin Adriana Zilic im «Der Sonntag» einiges besser als «Der Spiegel». Sie greift die SUV-Problematik zwar ebenfalls spät dafür aber gründlicher auf. Und erwähnt die Möglichkeit von übergrossen, teureren Parkplätz speziell für Grossfahrzeuge. Allerdings steigt auch sie mit dem VW Golf in den Artikel ein. Sie erwähnt zwar gleich zu Beginn dessen Breite und um wie viel diese zugenommen hat, aber sie unterlässt es die durchschnittlichen Ausmasse eines Parkplatzes als Vergleichsgrösse zu nennen.  Erst fast am Ende des Artikels erwähnt sie: «Ein Parkfeld misst grundsätzlich 2,5×5 Meter.»


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