Der Kanton will in Zukunft nur noch eine touristische Destination im östlichen Berner Oberland. Nachdem nun Gespräche zwischen Interlaken Tourismus, Jungfrau Region Marketing AG und Hasltial Tourismus gescheitert sind, möchten die TOI- und JRM-Verantwortlichten das beco überzeugen, dass eine Reduktion auf zwei ausreicht.
Gillette, Duracell, Pampers und Oil of Olaz? alles starke, global bekannte Marken. Dahinter steht ein Unternehmen mit fast 80 Milliarden US-Dollar Umsatz: Procter&Gamble. Ein Name mit wenig Strahlkraft, eine «schwache» Marke. Es ist gar nicht nötig, dass das Mutterhaus, das gemeinsame Dach, einen prestigeträchtigen Namen trägt. In der Komunikation, in der Werbung und auf den Märkten sind die starken Marken präsent. So müsste es auch im Tourismus funktionieren.
Dass es nun vonseiten der Jungfrau Region Marketing AG (JRM) heisst, der Zusammenschluss mit der TOI und Haslital sei am Namen gescheitert, zeigt, dass die Touristiker dieses Prinzip nicht begriffen haben. Das erstaunt gerade bei der JRM, die doch schon heute mit den starken Marken Grindelwald, Wengen, Mürren und Lauterbrunnen auftritt. Bei der der Übername Jrmag fast nur intern und in Tourismuskreisen Verwendung findet. Nun erhoffen sich die Touristiker, dass der Kanton ein Auge zudrückt. Dass das Beco nicht weiter auf die Bündelung der touristischen Kräfte im östlichen Oberland drückt. Denn die gescheiterten Verhandlungen um den Schulterschluss wurden nur in Angriff genommen, weil der Kanton dies verlangte. Sollten sich die drei Destinationen nicht in den nächsten drei Jahren zusammenschliessen, droht er den Rückfluss der Beherbergungsabgabe abzudrehen.
Der Kanton tut gut daran, an seiner Strategie festzuhalten. Die Gegenargumente der Touristiker sind schwach. Die vereinigte Destination käme auf 4,5 Millionen Logiernächte jährlich und wäre die Nummer 1 in der Schweiz (bisher das Engadin mit 3,5 Millionen). Zu gross, unken die fusionsunwilligen Touristiker. Mit Verlaub: Das ist genau die Idee. Die neue Destination soll schlagkräftig sein und soll auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sein. Und das ist nun halt mal nicht nur das Engadin. Sondern auch das Tirol (44 Millionen Übernachtungen im 2012) oder der Vorarlberg (8,5 Millionen). Dass die fusionierte Destination massiv grösser wäre als alle anderen im Kanton, macht ebenfalls Sinn. Schliesslich ist keine andere Region so stark touristisch geprägt wie das östliche Oberland.
Auch die Gästestrukturen seien unterschiedlich, erklärt Philippe Sproll vor der JRM. Während JRM und Haslital 70 Prozent Gäste aus der Schweiz und Europa hätten, seien es bei Interlaken 70 Prozent aus Übersee. Auch dieses Argument ist nicht stichhaltig. Sonst hätte man schon lange die Destination Interlaken aufbrechen müssen. Schliesslich sind die Gästestrukturen von Interlaken selbst und beispielsweise Beatenberg oder Thun auch unterschiedlich. Aber auch zwischen Mürren und Grindelwald dürfte es grosse Unterschiede geben.
Dieser Kommentar erschien am Montag, 30. Dezember 2013, im Berner Oberländer. Hier geht es zum dazugehörenden Artikel über die Entwicklung der Tourismusdestinationen im östlichen Berner Oberland: www.berneroberländer.ch
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