Ich bin nicht im Weltcup-Fieber. Ehrlich gesagt, lässt mich die Oberländer Weltcupwoche kalt. Damit will ich in keiner Weise die Bedeutung der beiden Klassiker Adelboden und Wengen schmälern. Und ich hoffe, dass auch die Lauberhornrennen reibungslos durchgeführt werden können. Die beiden OKs mit ihren unzähligen Helfern leisten grossartige Arbeit. Trotzdem hat man mich am letzten Wochenende nicht am Chuenisbärgli angetroffen. Sport stand trotzdem auf dem Programm: Eishockey, 2. Liga, SC Bönigen gegen den EHC Rot-Blau Bern-Bümpliz. Die Böniger siegten übrigens dank eines Tors in der letzten Sekunde mit 2:1.
Und auch am Hundschopf oder auf Girmschbiel wird man mich nicht antreffen. Mein Livesport-Bedürfnis befriedige ich erneut beim Eishockey. Dieses Mal 1.Liga. Schliesslich steht das Oberländer Derby zwischen dem SC Unterseen-Interlaken und dem EHC Thun an.
Eigentlich mag ich Livesport. Während eines Aufenthalts in den USA habe ich mir sogar mit Begeisterung Baseballspiele angetan. Dabei ist dieses «Brennball auf Steroiden» etwas vom langweilligsten zum Zuschauen überhaupt. Doch am Lauberhornrennen war ich zuletzt vor 22 Jahren.
1992 stand ich im Zuschauerraum in freudiger Erwartung eines spannenden, spektakulären Rennens. Nach dem ersten Fahrer begriff ich, dass ich vom Spektakel wenig haben würde. Aus dem Nichts tauchte er auf und war schon im Ziel. Und auch aus der Spannung wurde nichts: Als dritter sprang Franz Heinzer ins Ziel. Es leuchtet die Eins auf und der Vorsprung betrug 2.42 − das Rennen war nach drei Fahrern gelaufen. Keiner der weiteren Athleten kam auch nur annähernd an Heinzers Zeit heran.
Natürlich freute ich mich über den Schweizer Sieg. Aber die Lauberhornabfahrt schaue ich seither lieber gemütlich zuhause am Fernseher. Und den Snowboardausflug verschiebe ich auf ein anderes Wochenende.
Übrigens: Nur weil ich das Oberländer Derby als Alternativprogramm zum Weltcup nenne, heisst das nicht, dass die Anlässe nicht aneinander vorbei gehen. Der Puck im Eissportzentrum Bödeli wird am Samstag um 20.15 Uhr eingeworfern. Genug Zeit also, um nach der Abfahrt noch ein Fondue zu geniessen, selbst etwas Ski zu fahren und die logistische Meisterleistung zu bewundern, wenn zehntausende von Zuschauern wieder vom Berg runter befördert werden.
Verfasst für und veröffentlicht im Berner Oberländer (Ausgabe vom Mittwoch, 15. Januar 2014).
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