Kürzlich reiste ich mit meiner Freundin nach Stockholm. Sie hatte die Organisation übernommen. Als wir uns beim Check-in ohne Papier in die Schlange stellten, wurde ich doch etwas nervös. Sie belächelte mich: «Ich hab doch alles auf der App.» Und tatsächlich, sie hielt das Handy unter den Scanner, und alles klappte wie am Schnürchen. Und ich stand da als ihr «analoges Überbleibsel».
Ich kam ins Grübeln. Schliesslich halte ich mich für technologisch aufgeschlossen. Habe ich den Anschluss verpasst? Es gibt Anzeichen dafür: Am schlimmsten ist mein «So-gar-nicht-E-Banking». Von Hand werden die Beträge addiert (mehrmals, bis zweimal das gleiche Resultat herauskommt), dann gehts auf die Bank zum Geldabheben. Die druckfrischen Noten trage ich zur Post, wo einbezahlt wird.
Nennt mich altmodisch, aber ich will mein erarbeitetes Geld mindestens einmal in den eigenen Händen halten, bevor es verpufft. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass kein potenzieller Taschendieb diese Zeilen liest
Auf der anderen Seite verbreite ich meine mehr oder weniger tiefgründigen Gedanken per Twitter und in meinem Blog in der elektronischen Welt. Von Facebook sprechen wir gar nicht. Und wenn ältere Semester kritisieren, dass Junge nur an ihren Smartphones hängen, keine Aufmerksamkeitsspanne, keine Fantasie und kein Allgemeinwissen mehr hätten, widerspreche ich vehement. Verweise darauf, wie sie auf den gewaltigen Informationswellen surfen, wie sie auf mehreren Kanälen gleichzeitig kommunizieren und sich informieren und wie sie problemlos mit immer komplexeren Technologien zurande kommen. Fairerweise muss ich sagen, dass ich auch schon die andere, die Früher-hatten-wir-einfach-mehr-drauf-Position, eingenommen habe.
Ein analoges Überbleibsel? «You’re a Timex watch in a digital age», meint der Terrorist und Hacker Thomas Gabriel zu John McClane im Film «Live Free or Die Hard» (Stirb langsam 4.0). Und am Ende − zwar ziemlich ramponiert − triumphiert trotzdem der alte Haudegen; das analoge Überbleibsel.
Und wie war Stockholm, mag der interessierte Leser fragen. Sensationell, auf jeden Fall eine Reise wert. So dürfte Schweden die einzige Nation sein, die ihrem grössten Ingenieursflop der Geschichte − der Wasa − ein Denkmal setzt. Museen, Shopping, Pubs und natürlich Eishockey – wer mehr erfahren will, kann dies hier erfahren. Dem schwedischen Hauptstadtclub AIK Stockholm geht es übrigens noch schlechter als dem SC Bern. Er ist akut abstiegsgefährdet. Aber das aktuelle Trikot (siehe Bild) sieht trotzdem besser aus.
Verfasst für und veröffentlicht im Berner Oberländer (Ausgabe vom Samstag, 22. März 2014).
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