Museen, Pubs, Inseln – Stockholm ist ein Besuch wert. Davon hat sich auch McStrider jüngst überzeugt. Er setzt hier einige Schlaglichter auf die spannende, unterhaltsame und rundherum gelungene Reise in den Norden. Dank Gastgeber Eric P. war der nicht-automobile Oberländer in Schweden nicht alleine auf den öV angewiesen. Dieser – das muss an dieser Stelle erwähnt sein – funktioniert sehr gut und ist preiswert. So verkehrt die Tunnelbana die ganze Nacht. Und hier schon ein erster Exkurs: Die Tunnelbana ist, unschwer zu erraten, die U-Bahn. Überhaupt kommen dem Schweizer-Dialekt-Mächtigen zahlreiche Worte auf Schildern, Postern oder sonstwo vertraut vor. Ja und einiges (Geschriebenes) versteht man, ohne eine einzige Schwedisch-Lektion. Das gesprochene Wort ist wiederum eine andere Sache.
Schweden ist wohl die einzige Nation, die dem grössten Ingenieurs-Flop der Geschichte ein Denkmal setzt: das Vasamuseet, ein Museum der Wasa gewidmet. Die Galeone wurde von König Gustav II. Adolf von Schweden in Auftrag gegeben. Sie sollte Schweden zur Seegrossmacht katapultieren und insbesondere gegenüber Polen ein Zeichen setzen. Die Wasa war ein Prestigeprojekt und sollte mehr Kanonen führen als die gesamte polnische Flotte. Hier begann das Verhängnis: Als Gustav II. Adolf erfahren hatte, dass Polen ebenfalls an einem grossen Kriegsschiff arbeitete, befahl er kurzerhand zum einen Kanonendeck ein zweites einzubauen. Zu viel für die Wasa. Kaum auf See sank sie beim ersten Windstoss nach weniger als einer Seemeile Fahrt. Die Jungfernfahrt dauerte keine 20 Minuten. 1956 wurde die Wasa wieder aufgefunden und 1961 geborgen. Bis 1988 war die Wasa provisorisch untergebracht. Seit 1990 zeigen die Schweden die schiffsbauerische Blamage stolz in einem eigenen Museum und kassieren dafür Eintritt (allerdings nicht sehr viel). Ein anderer Flop Schwedens ist weniger bekannt: Vor vielen Jahren bot Norwegen dem Nachbar eine gegenseitige Beteiligung an. Norwegen sollte Anteile von Volvo bekommen, dafür würde Schwede an Norwegens Ölvorkommen beteiligt werden. Schweden lehnte ab…

Im Abba-Muesum sind Orignialkostüme, Auszeichungen und vieles mehr der schwedischen Band ausgestellt.
Natürlich widmet Schweden nicht nur seinen Misserfolgen Museen; auch der grösste Exportschlager erhielt eines: Abba. Neben zahlreichen Originalkostümen, Auszeichnungen und Dokumenten bietet das Abba-Museum auch einen interaktiven Teil. So kann man sich beim Abmischen eines Hits versuchen oder seinen Lieblingsohrwurm nachsingen. Dabei gibt es weniger für ausdrucksstarken Gesang oder Textsicherheit Punkte, sondern für das Halten des richtigen Tones (wie das halt bei Singstar-Spielen ist). Das Museum bietet nicht nur den Platzhirsche Agnetha, Anni-Frid, Björn und Benny Raum, sondern auch einen kompakten Rückblick reichhaltigen musikalischen Schaffens Schwedens der letzten 100 Jahre.
Unweit von Vasamuseet und Abba-Museum ebenfalls auf der Insel Djurgården ist das Nordiska Museet: Es zeigt die Kulturgeschichte und Volksgruppen Schwedens. Die ältesten Exponate stammen vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Leider liess es McStrider bei diesem Museum bei einer Betrachtung von Aussen bewenden. Wer vor dem Nordiska Museet steht, ist am Rande Stockholmes und wenn man sich vom Eingang des Instituts wegdreht, erinnert wenig daran, dass man sich in einer Grossstadt befindet.
Gamla Stan ist die Altstadt Stockholms und befindet sich auf der Insel Stadsholmen. Hier laden zahlreiche kleine Geschäfte zum Shoppen ein. Die eigentliche Shoppingmeile mit den grossen Geschäften befindet sich allerdings in der City und ist am besten von der Station „T-Centralen“ erreichbar. In Gamla Stan ist auch der königliche Palast. Empfehlenswert ist das Kryp In Restaurang wenige Schritte vom Stortorget, wo das Nobel-Museum ist, entfernt. Dies sieht anscheinend nicht nur McStrider so, sondern auch Autor Håkan Nesser, der die Gaststätte in seinem Werk „Am Abend des Mordes“ erwähnt, wie der Oberländer später herausfand. Hier ist ein kulinarischer Einschub angebracht. Im Allgemeinen hat der Besucher aus dem Oberland ausgezeichnet gespeist, was sicher auch an den ortskundigen Tipps von Eric P. lag. Das Angebot ist Stockholm ist sehr vielfältig. So zauberte die einsehbare Küche im Kryp In einen hervorragenden Wild-Eintopf. Aber auch die asiatische Küche im Wagamama im Zentrum, das Steak im Griffins, die Pizza des Italieners an der Ecke oder das Curry des Quartier-Thailänders wussten zu überzeugen. Auffallenden ist, dass eine Imbissbude kaum einen Hot-Dog-Wurf von der nächsten entfernt ist. Heisse Würstchen scheinen es den Schweden angetan zu haben: Hot Dogs gehören neben Hamburgern zum Grundangebot der Stände. Vorsicht ist geboten, wenn man sich für etwas entscheidet, das wie eine schwedische Abart eines Dürüm aussieht: die Dinger haben es in sich und zwar kalorienmässig. Erst platziert der Koch zwei Würstchen auf dem Fladenbrot. Es folgen drei glacekugelgrosse Portionen Kartoffelstock, Zwiebeln und Randensalat.
Vom Essen zum Trinken: In Schweden regelt bekanntlich der Staat der Verkauf von allem was mehr als 3,5 Prozent Alkoholgehalt hat. Im Alltag bedeutet das, dass man Bier, Wein und Spirituosen im System Bolag kaufen muss. Dies bedeutet in Stockholm keine grosse Einschränkung, da diese Geschäfte dicht gestreut und die Öffnungszeiten relativ grosszügig sind. Das Angebot in den System Bolag ist sehr breit, so dass auch Kenner und Geniesser auf ihre Kosten kommen. Die Preise sind allerdings auch für Schweizer Verhältnisse hoch.
Und schon sind wir bei den Pubs. Von diesen hat es zahlreiche und bei jenen, die McStrider besuchte, fiel keines negativ ab. Eines stach aber heraus: The Tudor Arms im Stadtteil Östermalm. Dieses wurde 2010 vom The Telegraph zum besten Pub ausserhalb Grossbritanniens gewählt. Gegründet wurde es 1969 als erstes „British Pub“ in Stockholm. Und hier stockt der geneigte Pubgänger aus dem östlichen Oberland und erinnert sich an das erste „British Pub“ in der Schweiz. Dieses hiess ähnlich, wurde ebenfalls 1969 eröffnet und war fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Interlaken: Das Churchill Arms – besser bekannt als Buddys Pub. Damit sind die Parallelen aber noch nicht erschöpft. Das Mobiliar von den Bänken, Tischen, Balken, der Deko, der Bar und der Stange unterhalb der Bar bis zu den schweren Glaslampen mit dem „Blechdeckel“ – alles gleich. Nur ist das Churchill Arms Geschichte und das Schwester Pub in Stockholm floriert.
Etwa 50 Kilometer von Stockholm entfernt ist die Ortschaft Sigtuna. Es ist neben Lund die älteste noch bestehende Stadt Schwedens. Dies zeigt sich etwa in der Hauptstrasse in der sich Geschäfte in Häuschen, die an eine Modelllandschaft erinnern, aneinander reihen. Im gesamten Stadtgebiet finden sich zahlreiche Runensteine und -fragment. Mehr als in jeder anderen Ortschaft. Die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert ist ein Beispiel für die Backsteingothik der Region und auch die hochmittelalterlichen Ruinen der Kirchen St. Olof, St. Lars und St. Per sind sehenswert. Einzigartig ist das ehemalige Rathaus. „Das kleinste in ganz Schweden und wohl Europas“, wie es im Fremdenführer heisst. Es besteht aus zwei Räumen. Im einen tagten die Ratsherren und sassen dort zu Gericht. In den anderen wanderten jene, die im ersten verurteilt wurden; das Gefängnis. Das Rathaus verlor seine Funktion nach knapp 200 Jahren, als Sigtuna 1948 unter Landesverwaltung kam.
Unweit von Sigtuna ist das Steninge Slott – das Schloss Steninge. Das Gebäude im italienisch beeinflussten Barockstil wurde zwischen 1694 und 1698 erbaut. Es bildet mit dem Garten, Terrassen, Freitreppen und Pavillons eine architektonische Einheit und steht unter Denkmalschutz. Allerdings sind vom ursprünglichen Garten nur noch Reste erhalten. In den ehemaligen Bestallungen ist heute Laden für allerlei nützlichem und weniger nützlichem Krimskams.
Bekannterweise sind die Schweden grosse Eishockeyfans; genau wie auch McStrider. So war ein Hockeymatch Teil des Pflichtprogramms. Der AIK Stockholm empfing Luleå HF. Da sich der Stadtverein zurzeit schwer tut, fand die Partie leider nicht im von der WM bekannten Globen statt, sondern im Hovet, einer kleiner Halle gleich nebenan. Und auch diese war nur gut zur Hälfte gefüllt. Die Stimmung allerdings war gut. Die Gastgeber, Tabellenschlusslicht, brauchten gegen den Gast, der weit vorne klassiert war, unbedingt einen Sieg. Nach einer nicht unbedingt hochstehenden aber kämpferischen und spannenden Partie holten sie sich den 2:1-Sieg. Und McStrider sich ein AIK-Shirt. Ob es nützt ist offen: AIK ist weiter am Tabellenende. Auch für die Mannschaften die McStrider in der Schweiz unterstützt, ist die Saison vorbei (SC Unterseen-Interlaken) oder faktisch vorbei (SC Bern).
Als Schweizer darf man sich nicht wundern, wenn man in Schweden sehr oft darauf angesprochen wird, woher man komme. Wenn Schweden Schweizer sprechen hören, kommt ihnen Sprache und Melodie bekannt vor und sie haben das Gefühl, sie müssten es verstehen, was sie aber nicht tun. Umgekehrt ist es übrigens ähnlich. Verständigungsprobleme gibt es aber kaum, den praktisch alle Schweden sprechen ein einwandfreies Englisch. Entsprechend ergeben sich oft interessante Gespräche. Wie etwa mit den Taxifahrer, der den Schweizern verriet, wie man auf finnisch fluche, ohne unanständig zu sein. Einfach „Hernekeitto“ rufen. Klingt wie ein Fluch, heisst aber Erbsensuppe.

Unterwegs auf der Fähre nach Vaxhom ist das Kastell zu sehen, das Stockholm von der Seeseite her bewachte.
Bei einem Besuch in Stockholm dürfte ein Ausflug auf die Schären eigentlich nicht fehlen. Allerdings meinte es das Wetter wenig gut – der einzige Wermutstropfen – mit McStrider. Da die Sicht gegen Null tendierte, fiel der Trip auf die Inseln vor und um die schwedische Hauptstadt nur kurz aus. Mit Auto und Fähren ging es nach Vaxholm; durch Wälder, vorbei an Ferienhäusern und übers Meer. Imposant ist die Festung, die Stockholm in früheren Zeiten von Angriffen von der See aus schützte. Und das deutlich effektiver als die Wasa.
Disclaimer: Dieser Bericht enthält zum Teil Informationen von Wikipedia, einem Fremdenführer und dem Hören-Sagen.
[…] setzt. Museen, Shopping, Pubs und natürlich Eishockey – wer mehr erfahren will, kann dies hier erfahren. Dem schwedischen Hauptstadtclub AIK Stockholm geht es übrigens noch schlechter als dem SC Bern. […]
By: Ein analoges Überbleibsel | McStrider on März 24, 2014
at 8:48 am