Der Kanton Bern gibt nach: Die drei Destinationen im östlichen Oberland müssen nicht zu einer fusionieren. Lediglich Haslital muss sich – voraussichtlich – der Jungfrau Region Marketing anschliessen. Hier mein Kommentar dazu im Berner Oberländer:
Nun hat sich der Kanton also weichklopfen lassen und belässt den Touristikern im östlichen Oberland zwei Destinationen. Ein Fehler. Die Oberländer hätte man zu ihrem Glück zwingen müssen.
Die vereinigte Destination käme auf 4,5 Millionen Logiernächte jährlich und wäre die Nummer 1 in der Schweiz (bisher das Engadin mit 3,5 Millionen). Zu gross, unkten die fusionsunwilligen Touristiker. Mit Verlaub: Das ist genau die Idee. Die neue Destination soll schlagkräftig und auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sein. Und das ist nun halt mal nicht nur das Engadin. Sondern auch das Tirol (44 Millionen Übernachtungen 2012) oder Vorarlberg (8,5 Millionen). Dass die fusionierte Destination massiv grösser wäre als alle anderen im Kanton, macht ebenfalls Sinn. Denn keine andere Region ist so stark touristisch geprägt wie das östliche Oberland. Und die «unmögliche» Namensfindung ist schon gar kein Argument: Schliesslich muss man eh auf die starken Marken wie Interlaken, Grindelwald, Jungfrau, Mürren, Hasliberg und so weiter setzen und nicht auf einen konstruierten Namen, der es allen recht machen soll.
Es handelt sich zwar um eine verpasste Chance: Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Entwicklung wird durch den Rückzieher des Kantons nicht gestoppt. Der Druck der Konkurrenz wächst. So ist man im benachbarten Österreich in der Destinationsbildung viel weiter. In absehbarer Zukunft wird sich auch das östliche Oberland zum nächsten Schritt genötigt sehen. Dann halt einfach unter ökonomischem Druck statt unter politischem.
Mehr beunruhigt mich die Laisser-faire-Haltung des Kantons, der sich nicht an den Köpfen im Oberland aufreiben will und diese wider besseren Wissens gewähren lässt. Es zeigt, wie wenig man sich zu Bern um das Oberland und dessen Chancen und Probleme kümmert. Das bestätigt auch das Abseitsstehen Berns bei der Regierungskonferenz der Gebirgskantone. Diese präsentierte jüngst ein Konzept für die künftige Entwicklung des Alpenraums. Das Oberland konnte sich, weil Bern aussen vor ist, nicht einbringen. Die Problemstellungen im Mittelland seien in der Schweiz zum Mass aller Dinge geworden, sagte der Bündner Baudirektor Mario Cavigelli gegenüber der NZZ. Gelegentlich würden die alpinen Räume und ihre Bedürfnisse fast oder ganz ausgeblendet. Eine Aussage, die leider so auch auf den Kanton Bern zu trifft.
Dieser Kommentar erschien am Freitag, 24. Oktober 2014, im Berner Oberländer. Hier geht es zum dazugehörenden Artikel von Kollege Benjamin Fischer mit den Reaktionen der Touristikern: www.berneroberländer.ch.
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