Film und Fernsehen tun sich schwer mit den Rollen von schwarzen Schauspielern – speziell wenn es um Beziehungen mit Weissen geht. Dies zeigt ein Artikel in der BZ. Leider fehlt dabei der erste Kuss zwischen einem Weissen und einer Afroamerikanerin im amerikanischen TV. Es war dies 1969 in der Serie „Star Trek“.
Kollegin Stephanie Christ schrieb für die Berner Zeitung einen sehr gelungenen Artikel unter dem Titel „Selbstverständlich schwarz“ zum Thema „Werden schwarze Schauspieler in TV, Film oder Theater verpflichtet, müssen sie oft in stereotype Rollen schlüpfen“. Ein Thema dabei sind tabuisierte Küsse und die Angst der Produzenten von sexuellen Beziehungen zwischen Schwarz und Weiss. Gerade Hollywood habe damit ein grosses Problem, wie auch Superstars wie Will Smith beklage. Das US-TV sei etwas weiter, schreibt Christ und verweist auf die Serie „Sex and the City“ und die aktuelle Produktion „Mistresses“.
Und hier muss ich als alter SF-Fan – oder „Nerd“ zu Neudeutsch – einhaken. Schon 1969 kam es in Star Trek: The Original Serie zum ersten Kuss zwischen Schwarz und Weiss. In der Folge Plato’s Stepchildren kommt es zum Kuss zwischen Captain James T. Kirk (William Shatner) und Lieutenant Nyota Uhura (Nichelle Nichols). Nun gut, wenn man dem Internet und unzähligen Memes glauben darf, achtet Kirk bei der Wahl seiner Gespielinnen nicht auf Herkunft und Hautfarbe. So fallen nicht nur schwarz und weiss, blond und rothaarig in sein Beuteschema sondern auch grün und blau.
Überhaupt war der Erfinder der Serie Gene Roddenberry für seine Auftraggeber oft zu fortschrittlich. So setzte er seine „Multikulti-Crew“ durch. Gerade der russische Navigator Pavel Checkov (Walter Koenig) kam mitten im Kalten Krieg beim amerikanischen Publikum nicht gut an. Auch das ausserirdische Crewmitglied, den Vulkanier Spock (Leonard Nimoy), lehnten die Produzenten erst ab. Doch Roddenberry setzte sich durch und beförderte Spock sogar. Im Pilotfilm war dieser nämlich „nur“ Wissenschaftsoffizier, in der Serie stieg er dann zum 1. Offizier auf. Grund dafür war allerdings eine Niederlage Roddenberrys. Dieser sah eine Frau als 1. Offizier vor. Im Pilot gespielt von Majel Barrett nur „Number One“ genannt. Die Vorstellung, das eine Frau das Schiff kommandieren würde, falls dem Captain – im Pilot übrigens noch Christopher Pike (Jeffrey Hunter) – etwas passieren würde, ging den Entscheidungsträgern doch zu weit…
Roddenberry wollte in seiner Serie das Bild einer Zukunft zeichnen, in der Gleichberechtigung zwischen Nationen, Kulturen oder Geschlechtern Realität ist. Das Thema taucht dann auch immer wieder auf. Wohl am auffälligsten kommt es in der Episode „Let That Be Your Last Battlefield“ zum Trage. Die Crew trifft auf einen Ausserirdischen – Lokai (Lou Antonio), der halb schwarz und halb weiss ist. Und zwar ist seine rechte Seite weiss und die linke schwarz. Kurz darauf taucht ein praktisch identischer Ausserirdischer Bele (Frank Gorshin) auf: Dieser ist aber auf der rechten Seite schwarz und der linken weiss. Die beiden kommen vom selben Planeten und hassen einander. Am Ende der Episode kommen sie zu ihrem Heimatplanent zurück. Diese wurde aber inzwischen durch einen Krieg zwischen der schwarz-weissen und weiss-schwarzen Bevölkerung komplett zerstört und alle sind tot. Trotzdem setzen Lokai und Bele ihre Fehde fort. Spock meint zum Abschluss der Episode: „All that matters to them is their hate.“ „Do you suppose that’s all they ever had, sir?“, fragt Uhura und Kirk antwortet: „No, but that’s all they have left.“ Der Hass sei das einzige, das übrig bleibe…
Das Echo der Kritiker auf die Episode fiel durchzogen aus: Die Moral sei zu dick aufgetragen.
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