Es gibt Phrasen, die bringen mich zur Weissglut: «Blablabla ist das neue Soundso» oder «Der mit dem Dings tanzt». Ganz oben auf dieser Liste ist «Typisch Schweizer». Herr und Frau Schweizer brauchen diesen Ausdruck oft und gerne. Wenn es jemand genau nimmt, wenn ein anderer die Freundlichkeit vermissen lässt oder ein Dritter sich nicht so recht zu freuen vermag. «Typisch Schweizer», heisst es dann. Und wer es sagt, schliesst sich selbst dabei natürlich aus, auch wenn er Schweizer ist.
Ja, die in Grosskotzigkeit überschwappende Grossspurigkeit vieler Amis und das an Arroganz gemahnende Selbstvertrauen mancher Deutschen können nerven. Aber dieses an den Landsleuten nörgelnde sich selbst ausschliessende «Typisch Schweizer» geht mir deutlich mehr auf den Sack. Und ja, ich weiss, dass ich mich ironischerweise mit diesen Zeilen desselben Vergehens schuldig mache.
Und überhaupt, wie ist das mit der «typisch Schweizer» Freudlosigkeit und dem «typisch Schweizer» Neid? Letztes Wochenende feierten wir Schweizer in Adelboden ein rauschendes Fest. Obwohl es die anderen waren, die Grund zum Jubeln hatten. Als gute Gastgeber, die wir ja – «typisch Schweizer» – nicht sind, überliessen wir den Skicracks anderer Länder den Vortritt.
So bleibt für das Lauberhornwochenende ein Wunsch: dass uns Feuz, Janka und Co. Gelegenheit geben, zu beweisen, dass Schweizer auch gute Sieger sind − «typisch Schweizer» eben.
Dieser Beitrag erschien unter der Rubrik „Weltcüpli“ am 16. Januar im Berner Oberländer. Das Weltcüpli erscheint täglich während der Berner Oberländer Weltcupwoche. Die Skiglosse beleuchtet Ungeahntes, Unbekanntes oder auch Unerhörtes.
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