Ich lebe zurzeit zwischen unausgepackten Kisten. Wir sind gerade umgezogen.
Gott sei Dank habe ich es hinter mir. Ich hasse das Umziehen. Schon die Vorbereitungen alleine sind anstrengend und vor allem deprimierend. Da geht man seine ganzen Sachen durch und sortiert aus. Gnadenlos.
Gerade bei der Garderobe ist dies hart. Nicht dass ich ein moderner, modeaffiner, metrosexueller Mann wäre. Eher das Gegenteil. Aber viele Kleidungsstücke sind mit Erinnerungen behaftet. Das T-Shirt eines geilen Konzerts, der Pulli, aus meiner Zeit in den USA, oder die Jeans, die so viel mitgemacht haben. Wie hiess es doch in einer Werbung in den 90ern? «Mustang Jeans never die. They just fade away» (Die Jeans sterben nicht, sie schwinden einfach).
Tja, bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass schon so einiges «geschwunden» ist. Und auch das T-Shirt ist inzwischen zu klein. Das hoffnungsvolle «Vielleicht pass ich da mal wieder rein» wird vom realistischen «Nein, nie mehr» mundtot gemacht.
Der Umzug selbst ging erstaunlich reibungslos und rasch von statten. An dieser Stelle noch einmal einen Dank an die zahlreichen Helferinnen und Helfer. Dass es auch anders geht, musste ich in der Vergangenheit mehrmals schmerzhaft erfahren.
Wie damals beim Umzug eines Bekannten in Zürich. Wir waren schon praktisch fertig, als uns die Vermieterin mitteilte, im Keller stehe dann noch ein Schrank, der zur Wohnung gehöre und den man rauf (in den 2. Stock) bringen müsse. «Er ist nicht schwer, mein Mann hat ihn alleine runtergebracht.» Hatte er nicht, gute Frau. Das Ding war mörderisch – gross, unhandlich und vor allem sauschwer. Weil das Treppenhaus eng war, konnten wir uns nur zu zweit dem Monster annehmen. Wir fluchten wie zwei alte, betrunkene Seebären auf Landgang.
Einmal schäumte ich vor Wut: In der Wohnung des Umziehenden war kaum was eingepackt und wir mussten auch den kleinsten Krimskram einzeln transportieren. Das war aber immer noch besser, als damals als ich wirklich schäumte. In Echt also. Nach einer besonders schweren Ladung griff ich zur Wasserflasche und trank beherzt einen grossen Schluck, nur um herauszufinden, dass in der Flasche kein Wasser sondern verdünntes Putzmittel war. Die anderen fanden das sehr lustig. Ich nicht.
Verfasst für und veröffentlicht im Berner Oberländer (Ausgabe vom Samstag, 17. April 2015).
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