Natürlich drücke ich den Schweizern Skifahrern die Daumen, wenn sie das Chuenisbärgli in Angriff nehmen oder sich vom Starthaus auf der Lauberhornschulter auf die Piste katapultieren.
Ob dies nun zu Zeiten war, wo der Sieg fast nur an einen Schweizer gehen konnte, oder, wie in den letzten Jahren eher öfters, als uns nicht nur die Österreicher um die Ohren fuhren. Es spielt keine Rolle, ob der Dress mit Flaggen (der Hauptsponsor war eine Fluglinie) oder Zahlen (ein Telekommunikationsunternehmen) übersät war. Oder ob die Cracks als löchriges Milchprodukt verkleidet waren, was gerade bei Misserfolgen Tür und Tor für schlechte Wortspiele öffnete, die in der Presse auch ausgiebig zelebriert wurden.
Rein aus sportlicher Sicht ist für mich der Fall sowieso klar: Egal, in welcher Sportart, ein echter Fan kann auch mit einer nicht enden wollenden Niederlagenserie umgehen. Ich habe sogar das Gefühl, dass schlechte Zeiten für eine echte emotionale Fanbindung nötig sind. Aber wie ist es aus wirtschaftlicher Sicht? Welchen Aussgang muss ich mir als Berner Oberländer, dem am Gedeih seiner Region gelegen ist, erhoffen.
Einen Schweizer «Sweep» mit Sieg und Podestplätzen für das Heimteam und Brosamen für den Rest? Die Theorie besagt, dass Erfolge der Schweizer Skifahrer dafür sorgen, dass mehr Jugendliche selbst auf die Piste wollen. Da dürfte etwas dran sein. Aber ich denke, dass es effektivere Massnahmen gibt, dem weit von den Pisten entfernten Heranwachsenden aus dem Unterland den Skisport näherzubringen. Etwa indem man ihm den Sport wortwörtlich näherbringt. Mit einem Anfängerlift und moderner Beschneiung am Gurten zum Beispiel.
Eine andere Theorie besagt, dass man Ausländer gewinnen lassen soll. Nicht Österreicher, Deutsche oder Italiener, aber Amerikaner, Japaner oder gar einen Chinesen. So stellt man sicher, dass die prächtigen Bilder aus der Oberländer Bergwelt in diesen wichtigen touristischen Märkten munter weiterverbreitet werden. Das praktische Beispiel, das diese Theorie belegt, ist allerdings schon älter: 1984 gewann der Amerikaner Bill Johnson das Lauberhornrennen und löste damit einen markanten Boom von amerikanischen Skitouristen aus.
Je länger ich darüber nachdenke, desto froher bin ich, dass es mit dem Rennausgang wie mit dem Wetter ist: Man kann auf etwas hoffen, aber es nicht beeinflussen. In dem Sinn: «Hopp Schwiiz!»
Dieser Text erschien in der Rubrik „Weltcüpli“ am 9. Januar 2017 im Berner Oberländer und im Thuner Tagblatt. Das „Weltcüpli“erscheint täglich während der Berner Oberländer Weltcupwoche. Die Skiglosse beleuchtet Ungeahntes, Unbekanntes oder auch Unerhörtes.
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