Am 3. Juli fand der offizielle Spatenstich für die V-Bahn statt. Hier mein Kommentar im Berner Oberländer und Thuner Tagblatt:
Jeder Skirennfahrer weiss: Das Rennen ist erst gewonnen, wenn man die Ziellinie überquert hat. Nun haben die Verantwortlichen von Jungfraubahn und GGM die Ziellinie überfahren: Gestern war der offizielle Spatenstich für das Projekt V-Bahn. Die Realisierung ist im Gang.
Es ist das Ende eines jahrelangen Prozesses. Ein Prozess, der Spuren hinterlassen hat. Ja, das zwischenmenschliche Klima in den Lütschinentälern vergiftet hat. Zeitweise standen sich die Lager in inbrünstiger Feindschaft gegenüber.
Doch nun ist die letzte Entscheidung gefallen. Ich schreibe bewusst nicht: «die Schlacht geschlagen». Denn das Bild ist zu martialisch und lässt zu wenig Raum für Versöhnung. Und diese tut nun not.
Im Erfolg grosszügig zu sein, ist einfach. Schwieriger ist es in der Niederlage. Aber genau das ist jetzt gefragt. Der Kampf gegen die V-Bahn wurde aus hehren Motiven geführt. Aber es dient niemandem, wenn die Gegner nun in ihrem Trotz verharren. Nicht der eigenen Sache. Nicht der Region. Und schon gar nicht der Umwelt.
Es gilt auch festzuhalten, dass der Widerstand nicht vergebens war. Nicht einfach Zeit gekostet hat. Gerade in den Verhandlungen mit den Umweltorganisationen wurde das Projekt verbessert und nachhaltiger gestaltet.
Aber auch die Gewinner sind gefragt. Sie tun gut daran, die Bedenken der Gegner ernst zu nehmen: Landschaft und Natur sind unsere wertvollsten Ressourcen, bei ihrer Nutzung ist Vor- und Weitsicht entscheidend. Die Versuchung ist gross, die Gewinne auf Kosten der Umwelt weiter zu steigern. Hier sind mahnende Stimmen, die sich dagegen zur Wehr setzen, langfristig Gold wert.
Ein Lehrstück müsste die V-Bahn für die Amtsstuben sein. Die politischen Prozesse – und nicht der legitime Widerstand – sind die Ursachen für die lange Verfahrensdauer. Glücklicherweise ging den Verantwortlichen nicht der Schnauf aus.
Denn unter dem Strich wird von der V-Bahn die gesamte Region profitieren. Sie wird im kriselnden Wintertourismus gestärkt und kann ihre gute Position im Sommer ausbauen. Und auch die lokale Wirtschaft wird an den Investitionen von 470 Millionen Franken teilhaben.
Dieser Kommentar erschien am 4. Juli 2018 im Berner Oberländer und Thuner Tagblatt. Hier geht es zum entsprechenden Artikel.
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